Vintage-Hifi: SONY Minidisc-Recorder

In meiner Reihe von kleinen Flohmarkt-Schätzen möchte ich heute den SONY MDS-JE510 Minidisc-Recorder vorstellen. Ich habe ihn für €15,- erstanden, er hatte nur ein paar Kratzer, ohne weiteres Zubehör. Eine Minidisc war auch noch dabei. Eine Minidisc ist ein magneto-optisches Speichermedium, irgendwo zwischen einer CD und einer Diskette angesiedelt. Audiodaten werden auf den max. 177MB fassenden Datenträgern im ATRAC-Format komprimiert gespeichert.

Sony wagte nach der DAT mit der Minidisc einen weiteren Versuch, die analoge Compact-Cassette abzulösen.
Da jeder CD/DVD-Player ein digitales Copy-Bit im digitalen Signal mitschickt, ist es unmöglich von dieser Quelle eine digitale Kopie zu erstellen. Also der offensichtliche Anwendungszweck, mittels COAX / SPDIF eine Aufnahme zu machen, wird vom Hersteller selbst unterbunden. Einerseits verständlich, denn Sony will sich (und anderen Musiklabels) nicht das Geschäft schädigen, indem man digitale Kopien für jedermann ermöglichte. Andererseits ist es genau der alleinige Zweck dieses Geräts, eben digitale Aufnahmen zu erstellen. Kein Wunder also, dass das Format ausgestorben ist.
Um den Recorder nun also zu testen brauchte ich eine Möglichkeit, Musik digital zum Gerät zu bekommen. Ich suchte nach Geräten mit digitalem Ausgang: der BluRay-Player hatte einen optischen Ausgang! Ich habe alles verkabelt, eine (originale) Audio-CD eingelegt und prompt an den Kopierschutzmaßmahmen von SONY gescheitert: Wegen des Copy-Bits war es nicht möglich die Aufnahme zu starten. Die Bedienungsanleitung verwies mich in diesem Fall darauf, über den analogen Eingang aufzunehmen (!).

 

So ging es also nicht. Gut, dachte ich mir, der BluRay-Player hat ja noch weitere Möglichkeiten, Musik abzuspielen und so spielte ich ein mp3-Datei von einem USB-Stick ab, die ich auch erfolgreich auf diesem Weg digital aufnehmen konnte. Da aber die MPEG-Komprimierung in diesem Format viel von der Dynamik im Höhen- und Mittenbereich entfernt, stellte mich das noch nicht zufrieden, denn ich wollte ja eigentlich die volle Qualität eines CD-Audiotracks auf Minidisc bringen. Denn letztendlich wird die Musikinformation auf MiniDisc dann erneut im verlustbehafteten ATRAC-Format komprimiert, also sollte das Ausgangsmaterial möglicht verlustfrei übertragen werden.

Ich habe etwas recherchiert im Netz: Den Kopierschutz (das Copy-Bit) einer CD zu entfernen mittels illegaler Hardware oder umständlich eine neue CD-RW zu brennen um diese dann aufzunehmen waren keine praktikablen Lösungen. Aber hier kam mir der Gedanke: Warum nicht einfach einen Audiotrack auf den PC kopieren und diesen dann mit dem BluRay-Player abspielen? Gesagt, getan: ich habe meine Test-CD mit der Freeware CDex auf den PC als WAV übertragen, auf einen USB-Stick kopiert, diesen in den Player und so den gewünschten Track digital verlustfrei digital aufgenommen.

Getreu Dave Jones’ Motto “Don’t turn it on – Take it apart!” habe ich das Gerät dann einmal genauer unter die Lupe genommen: Auf der Rückseite befinden sich neben analogen Cinch-Anschlüssen auch die beiden digitalen optischen Ein- und Ausgangsbuchsen, sowie ein digitaler Coax-Eingang. Etwas unerwartet ist der mechanische Power-Schalter, um das Gerät Standby-frei komplett abschalten zu können.

Das Innenleben sieht sehr übersichtlich aus. Zentraler Baustein ist das kleine MiniDisc Laufwerk, das umgeben von zwei Frontplatinen ist. Auf einem Stempel am Laufwerk kann man das Baujahr 11/1997 ablesen: Das Gerät ist also knapp 20 Jahre alt (was man ihm aber nicht ansieht).

Update

Techmoan hat just an diesem Wochenende einen umfangreichen Videobeitrag zum Thema Minidisc veröffentlicht:

3 Gedanken zu „Vintage-Hifi: SONY Minidisc-Recorder

  1. Hab 20 J. das Nachfolgemodell besessen, 10J. benutzt, 10J gelagert => verkauft. Gegen Kassette war das (MD) ein Traum bzgl. Aufnahmekomfort und auch Sound, Der AD-DA Wandler war wirklich gut. Der Konvertierungsverlust bei der Aufnahme oder 1. Überspielung an einen Freund war akademisch – kein Vergleich mit Kassette, wer nicht gerade einen Nakamichi Dragon besaß.. Nie wieder Bandlücken füllen, Dank der 6 Sek permanentem Tonvorlauf war der Hechtsprung mit Möbelumwurf zur Aufnahmetaste auch passee und Moderatorenreingequassel konnte man ohne die “kleiner-Finger-Kassettenrückdrehung” rausschneiden. CD2MD digicopy hatte ich m.E. einmal gestet und hat funktioniert. War mglw. nur ein Problem bei den kopiergeschützten CDs, die es ende der 80er für ein paar Jahre gab? Wie auch immer, der Qualitiätsunterschied zur Analogkopie war auf normalen HiFi Anlagem kaum hörbar

  2. Eigentlich ein sehr gutes Gerät der Sony MDS JE510 bei mir hat er 25 Jahre seinen Dienst getan jetzt ist das Gerät nicht mehr reparierbar es gibt keine Ersatzteile. Jetzt werde ich den den Sony MDS JE 510 zum Recyclinghof bringen und in stiller Trauer abschied nehmen. Vielleicht bringt Sony noch einmal MD auf den Markt? Kassettendecks gibt es ja auch wieder ich möchte kein Gerät bei Ebay kaufen…

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