Experimente mit der PS4

Eine als “defekt” deklarierte PS4 konnte ich neulich auf dem Flohmarkt erstehen. Reichlich Schmutz, Sticker und eine fehlende Festplattenabdeckung konnten mich nicht davon abhalten, das Gerät für gerade mal 8,- EUR mitzunehmen – notfalls als Ersatzteilspender zum Basteln.

Der erste Funktionstest ergab:

  • Signal am TV kommt an, aber die Konsole bootet nicht, die Festplatte klackert –> wohl defekt.
  • nach einiger Zeit kommt die Meldung, dass der Systemspeicher nicht lesbar ist und man ggf. eine Recovery Firmware installieren soll.
  • Firmware-Version = 4.74 (macht die Konsole tauglich für aktuelle Webkit-Schwachstellen)
  • später festgestellt: das Laufwerk liest keine Spiele-Discs

Schritt 1: Wiederherstellung

Als erstes habe ich versucht, das Betriebssystem wiederherzustellen. Ich habe eine alte 2,5″ Festplatte eingebaut und eine originale Recovery-Firmware 5.05 via USB-Stick installiert. Die Recovery-Firmware-Datei ist größer als eine normale Update-Datei (>900MB) und muss auf dem USB-Stick im Verzeichnis /PS4/UPDATE/ abgelegt werden (PS4UPDATE.PUP). Die PS4 mit der leeren Festplatte startet im Safety-Mode und fragt nach einem USB-Medium, auf dem die Recovery-Firmware passend zur Firmware auf dem Flash-Chip gespeichert ist.

Und siehe da: Die Konsole startet wieder 🙂 Da ich später mit Exploits experimentieren wollte, habe ich die Konsole zunächst einmal nicht mit dem Internet verbunden, um nicht zu riskieren, dass eine neuere Firmware-Version automatisch installiert werden würde. Dann wollte ich die allgemeine Hardware-Funktionalität testen (Kühlung, CPU, GPU): Also habe ich eine Spiele-Disc eingelegt. Das Laufwerk hat zwar hörbar versucht davon zu lesen – jedoch ohne Erfolg.

Schritt 2: Aufbereitung

Da das Gehäuse ziemlich schmutzig war, war sicherlich eingedrungener Staub die Ursache für die Leseprobleme des Laufwerks. Also habe ich die Konsole aufgeschraubt und mit Druckluft ausgeblasen. Das Laufwerk wurde ebenfalls ausgebaut und zerlegt. Ich habe die Linse des Lasers mit etwas Fensterreiniger und einem Tuch abgewischt und alles wieder zusammengebaut. Und siehe da: das Spiel wurde jetzt erkannt. Die fehlende Festplattenabdeckung habe ich gebraucht bei Amazon bestellt. In silber für einen coolen 2-Color-Look 😉

Schritt 3: Jailbreak

Getreu dem Hacker-Motto, dass ich mit meiner Hardware machen kann, was ich möchte und nicht dem Zwang einer japanischen Hersteller-Firma folgen muss, wollte ich der PS4 helfen, aus ihrem auferlegten “Gefängnis” zu fliehen! Das hat nichts mit illegalen Raubkopien zu tun, sondern rein um das Potential der vorhandenen Hardware auszuschöpfen – unabh. von kommerzieller Software/Spielen, die ich vom Hersteller teuer kaufen oder abonnieren muss.

Eine PS4 mit einer verwundbaren Firmware (max. 5.05) zu “hacken” oder zu “jailbreaken” ist aktuell recht simpel: EInfachstenfalls ruft man eine entsprechende “Payload”-Url einfach mit dem PS4-Webbrowser auf. Diese Adresse kann im Internet oder im lokalen Netzwerk gehostet sein. Um die Konsole erstmal vollends offline zu belassen, habe ich ein ESP8266-Board verwendet, um dieses als Fake-WLAN-Router inkl. integriertem Exploit zu nutzen. Die ESP8266-Firmware war unkompliziert zu flashen. Die PS4 hat die Hardware direkt als WLAN-Host erkannt und lies sich damit verbinden. So waren diverse Exploits einfach über das Einstellungen/Handbuch Menü aufrufbar.

Schritt 4: Emulation quo vadis?

Nachdem es SONY erfolgreich geschafft hat, Hacker lange genug von der Spiele-Hardware fernzuhalten war das Interesse der Homebrew-Szene eher klein geworden, eigene Software für die PS4 zu entwickeln. Meine größte Hoffnung war, dass PS4-Ports der populärsten Emulatoren-Pakete RetroArch und ScummVM angetrieben werden würden, um einer breiten Auswahl an Spieleklassikern eine leistungsfähige Plattform zu bieten.

Nach aktuellem Stand war der native PS4-Port von RetroArch bereits fast fertig, von ScummVM gab es noch keine Informationen. Aber ich war guter Hoffnung, dass das Team nach der PS3- und PSVita-Version auch noch eine PS4-Portierung herausbringen würde.

Schritt 4,5: Linux? Linux!

Nicht ganz so komfortabel – weil mit kabelgebundener Hardware verbunden (Maus+Tastatur) – würde es sein, Linux auf der PS4 zu nutzen. Vorteil: Es gibt bereits funktionsfähige 2D- und 3D-Grafiktreiber, die auf der vorhandenen Distribution laufen. Das würde bedeuten, dass eine Vielzahl an Software und Spielen verfügbar wären, angefangen von den erwähnten Emulationssystemen RetroArch, ScummVM, DOSBOX bis hin zur kommerziellen Spieleplattform Steam. Und vielleicht würde sogar der finale und letzte Linux-Port des Enterprise-Simulators Stage 9 laufen?

Linux ist leider nicht wirklich ein Betriebssystem, das ich “beherrsche”… Nach meinem AMIGA in den 90ern hatte ich mich schnell Windows-Systemen zugewandt und mich von UNIX-Betriebssystemen verabschiedet. Es wird eine kleine Herausforderung werden, das System zu installieren und entsprechend einzurichten. In der heutigen Zeit ist man tatsächlich wieder sehr oft mit Linux & Co. konfrontiert: Sei es durch den Raspberry Pie oder mit jedem Smartphone, das mit einem Android-Betriebssystem läuft.

Mittlerweile ist Linux installiert, hier gibt’s mehr dazu.

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