Retro-Handheld BittBoy

Chinesische Anbieter überschwemmen den Markt regelrecht mit billigen System-On-Chip (SOC) Konsolen, die Spiele-ROMS mehr oder weniger gut emuliert abspielen können. Oftmals wird versucht, mit billigen Plastikgehäusen bestehende Handheld-Konsolenoptik zu kopieren, wie PSP oder Gameboy.
Einige Hersteller gehen eigene Wege und versuchen mit ihren Konsolen eine Hommage an frühere Retro-Systeme zu kreieren. Ich habe mir für knapp 30,- Euro einen BittBoy (Version 3.5) bestellt, nachdem ich Testvideos gesehen habe. Er kann neben den gängigen Konsolen sogar DOS (via DosBox) emulieren. Die aktuelle Hardware Revision V3.5 soll das bisher auftretende Screen-Tearing-Problem älterer Geräte beseitig haben.

Optisch angelehnt an einen klassischen GameBoy ist diese Konsole selbst ein gutes Stück kleiner, während das Display jedoch deutlich größer ist. Die eingesetzte CPU (bzw. SOC) wird u.a. in billigen China-Autoradios angesetzt und hat neben eigentlich ausreichenden 900MHz Takt gerade mal 32MB RAM on-chip.

Hardware:

  • 2,5″ IPS LC-Display (320×240 Pixel)
  • ARM9-CPU: Allwinner F1C500s F1C100s (Arch.) (max. 900MHz)
  • 32MB DDR1-RAM (on Chip)
  • MicroSD-Slot (bis 128GB)
  • 700mAh Lithium Akku

Software:

  • Linux-Betriebssystem Melis mit GMenu2X GUI (vom GP2X)
  • Vorinstallierte Emulatoren: Gameboy, GBA, NES, SNES,SMS/Gamegear, Megadrive, Atari 2600, Lynx, PCE, Arcade, Neogeo, PS1, DOS, WSWAN
  • Vorinstallierte GPL-Spiele: u.a. Doom, Hexen, heretic, Quake, Quake 2, Opentyrian, ROTT, Wolf3D

Natürlich habe ich gleich Turrican ausprobiert: Mega Turrican läuft erwartungsgemäß sehr flüssig auf dem PicoDrive-Emulator, wie auch Super Turrican auf dem SNES Emulator. Die Bildqualität am kleinen IPS-Screen ist fantastisch. Screen Tearing oder Ruckeln konnte ich nicht feststellen. Dagegen ist die DOSBOX-emulierte PC-Version von Turrican II schon sehr am Limit. Das Setzen von cycles=max und manuellem Frameskipping in der dosbox.conf bringt nur eine marginale Verbesserung. TurricanBench bestätigt die schwache Leistung mit einem entsprechenden “Vergiss es!” 😉

Während emulierte 3D-Spiele im DOS-Emulator sehr langsam laufen, funktionieren die Nativen Ports von Quake, Quake 2 und weiteren id-Spielen angenehm flüssig.

Tatsächlich hatte das 1997 erschienene Quake 2 eine Mindestvoraussetzung von nur 24MB RAM. Quake 3 Arena erforderte schon 64MB RAM, was es unwahrscheinlich macht, dass es jemals auf dem Bittboy laufen wird (zumindest nicht in dieser Hardware-Revision).


Knoff Hoff

Physikalische Regler für Lautstärke & Helligkeit sucht man am BittBoy leider vergebens – das wurde über Tastenkombinationen gelöst:

  • Um die Lautstärke einzustellen, die Select-Taste gedrückt halten und A oder B drücken.
  • Um die Helligkeit einzustellen, die Select-Taste gedrückt halten und TA oder TB drücken.

Neuigkeiten zum Handheld gibt’s im RetroGameHandheld-Blog.

Teardown

Da das Display der Konsole ab Werk leider innen etwas verschmiert war, schraubte ich das Gehäuse auf, um es zu reinigen. So kam das aktuelle v3.5-Mainboard zum Vorschein, mit dem Allwinner-SOC, der seit der Version 3 der Platine durch den fast baugleichen F1C100s ersetzt wurde:

Vergleich mit dem GameBoy-Original

Jetzt tut sich die Frage auf: Ist die Emulation akkurat? Kann wirkliches Retro-Feeling aufkommen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert